Der Liebe wegen zog Daniela Gustavsson, Head of Sales Coordination, Marketing & HR bei JURA Schweden, vor acht Jahren aus Deutschland nordwärts. Dort eroberte auch eine Stadt ihr Herz.

 

ABBA rollt mit ihren Songs den Soundteppich aus, auf dem wir durch unsere Teenagerzeit stolperten. Überall im Haus legen selber zusammengezimmerte Einrichtungsstücke eines bekannten schwedischen Möbelriesen Zeugnis von unserer handwerklichen Geschicklichkeit ab. Wir schlafen nordisch, zum Frühstück steht – der Gesundheit geschuldet – Knäckebrot auf dem Tisch, und zur Arbeit fahren wir mit dem guten Gefühl von Sicherheit – Elchtest sei Dank. Verblüffend, wie skandinavisk unser Alltag sich präsentiert, wenngleich uns das Epizentrum dieses Spirits bisher verwehrt blieb. Höchste Zeit, dies zu ändern. Da kommt die Einladung von Daniela Gustavsson wie gerufen. Nach zweieinhalb Stunden hoch über den Wolken landen wir hoch im Norden. Viel Wasser, viel Grün und viele bunte Häuser dominieren die Kulisse, vor der uns Daniela mit einem herzlichen »välkommen till Stockholm!« begrüßt. Szenerie und Protagonistin strahlen eine ansteckende Lebensfreude aus. Wir sind angekommen.

Bereits der Weg in die Stadt gestaltet sich zu einem wahrhaftigen Kunstgenuss, denn die U-Bahn-Stationen Stockholms sind nicht einfach funktional eingerichtet, sondern liebevoll von Künstlern gestaltet. »Ich habe euch im Skeppsholmen untergebracht«, verrät Daniela Gustavsson auf dem Weg ins Hotel. »Mein Geheimtipp für alle, die Stockholm zu Fuß erkunden wollen. Gemütlich, wohnlich, familiär und fantastisch gelegen.« Stimmt, ein Volltreffer! Unsere Unterkunft liegt auf einer Insel mitten in der Stadt, zärtlich umarmt von reiner Natur. Straßenlärm und Stau zählen hier scheinbar zu den Fremdwörtern. »Wir sind nur dreihundert Meter von der Innenstadt entfernt.« Check-in. Danielas Rat im Ohr, gutes Schuhwerk anzuziehen, wappnen wir uns im heimeligen Zimmer für die bevorstehende urbane Safari. Es kann losgehen!

Ein majestätische Stadt

Über die schmucke Skeppsholmsbron gelangen wir in die Altstadt. Imposante Architektur, die keine Angst vor Türmchen oder Erkern kennt, und auffallend bunte Fassaden prägen das Bild. Alle Häuser sind im Originalzustand, Bausünden sucht man im Stadtkern zum Glück vergeblich.

Nach einigen Minuten stehen wir vor dem Stockholmer Stadtschloss. Hinter diesem ehrwürdigen Gemäuer befinden sich die Arbeitsräume des Königs. Im öffentlich zugänglichen Trakt ist ein Museum untergebracht, das mit seinen wechselnden Ausstellungen sowohl Einheimische wie auch Besucher stets aufs Neue anzieht. Aktueller Publikumsmagnet ist das Kleid, in welchem Prinzessin Madeleine 2013 vor den Altar trat. Das Parlament Schwedens tagt im nördlich davon gelegenen, prunkvollen Reichstag. Majestätisch türmt sich der gigantische Bau vor seinen Besuchern auf und vereinnahmt schließlich das komplette Panorama. »Ich mag das Königshaus«, gibt Daniela unumwunden zu. »Es rettet ein Stück jahrhundertealte Tradition in die Moderne und bringt nicht zuletzt viele Touristen in die Stadt.« Ob sie dem Monarchen denn auch schon einmal begegnet sei, wollen wir wissen. »Noch besser!« Ein breites Lächeln ergreift Besitz von ihrem Gesicht. »Ich stand sogar einmal mit Königin Silvia zusammen auf der Tanzfläche. Allerdings wagte ich es nicht, sie anzusprechen.« Bestimmt hätte sich die gebürtige Deutsche aber darüber gefreut, wieder einmal ihre Muttersprache zu vernehmen.

Wir lassen die Dancing Queen in ihrem Palast zurück. Über die Norrbro-Brücke schlendern wir auf die Königliche Oper zu. Im ehemaligen Erbfürsten-Palais kommen Freunde der Oper und des Balletts ganz auf ihre Kosten. Weil die Zeit drängt, belassen wir es bei einem ehrfürchtig flüchtigen Blick von außen. »Aber morgen müsst ihr unbedingt an einer Führung durchs Haus teilnehmen«, empfiehlt Daniela. Dann schwärmt sie von den letzten Aufführungen, in denen Mats und sie waren, von der Opulenz des Hauses und dem Niveau seines Ensembles. Ihre begeisterten Schilderungen klingen nach einem echten Muss für alle Klassik-Liebhaber. Wir werweißen, ob kurzfristig Karten für einen der kommenden Abende erhältlich sein würden. 

Glamour & Luxus 

Auf einmal stehen wir andächtig vor einem repräsentativen Jugendstilbau, auf dessen Dach ein gigantisches Logo prangt, das unwillkürlich an ein stolzes Emblem auf dem Kühler einer Luxuskarosse mahnt. »NK steht für Nordiska Kompaniet«, schließt Daniela unsere Bildungslücke. »Das noble Kaufhaus ist quasi Stockholms Antwort auf Londons Harrods oder die Galeries Lafayette in Paris. Die Marken, denen man hier begegnet, zählen zu den Top-Brands. Wer im NK einkauft, shoppt stilbewusst und exklusiv. Ein idealer Standort für JURA also.« In der Tat treffen wir auf einen pikfeinen JURA-Verkaufspunkt, der dem Premium-Markenimage mehr als gerecht wird. »Ich liebe die gediegene Atmosphäre hier«, gesteht Daniela Gustavsson. Dann unterhält sie sich kurz mit einer Beraterin und fragt, wie die neuen JURA-Modelle bei der Kundschaft Anklang finden. »Der Kontakt mit dem Personal ist uns sehr wichtig«, erzählt sie. »Mats und ich wollen ganz nah an den Verkäufern und Kunden dran sein. Gespräche wie diese helfen uns, unsere Verkaufspunkte laufend zu perfektionieren.« Ein freundliches Lächeln zum Abschied, dann speit uns der Konsumtempel wieder aus in die Straßen und Gassen der 935 000-Seelen-Metropole. 

Nordische Köstlichkeiten in Hülle und Fülle

»Eine kleine Stärkung gefällig?« Danielas Frage trifft exakt ins Schwarze. Wir nicken. Zielstrebigen Schrittes führt sie uns zum MOOD. Drinnen herrscht reges Treiben. Bunte Auslagen locken mit vielfältigen Delikatessen. Ihre Düfte vermischen sich zu einem appetitanregenden Odeur der Frische. Hier findet man alles, was das hungrige Herz, bzw. der naschfreudige Gaumen, begehrt – und noch viel mehr. Wir entscheiden uns für den Schwedenklassiker schlechthin: Smörgås. Köstlich! Dazu gönnen wir uns ein leichtes Bier aus einer der zahlreichen lokalen Mikrobrauereien. »Im MOOD trifft man sich auch gerne nach der Arbeit zu ein paar Häppchen und einer gepflegten Plauderei«, weiß Daniela. Das können wir bestens nachvollziehen. Die Atmosphäre hat etwas Entspannendes, sie lädt zum Verweilen ein. Allzulange ist uns dies jedoch nicht beschieden, denn draußen wartet eine Stadt, die weiter erkundet werden will.

 

Dem Imbiss sollen Kaffee und Süßigkeiten als krönender Abschluss folgen. Wie es der Zufall will, liegt Danielas Lieblingscafé nur einen Steinwurf entfernt. Im Berns gibt’s Sweets for the Sweets, dazu wunderbaren Kaffee. Ein auffallend gemischtes Publikum bevölkert den Ort. »Das Berns zieht coole Rapper genauso an wie strickende Omas. Hier fühlen sich alle wohl«, stellt Daniela fest. »So vielfältig wie seine Besucher ist auch das Angebot des Berns. Es ist Hotel, Tagungsort, Restaurant, Café und Night Club in einem.« Wo wir auch hinkommen, schwappt uns eine freundliche Herzlichkeit entgegen, die offenbar noch gesteigert wird, wenn Daniela zu sprechen beginnt. »Vielleicht liegt das an meinem leichten deutschen Akzent«, mutmaßt sie, »der mahnt die Schweden an die Königin höchstpersönlich …« Dann zieht sie ihre Augenbrauen hoch und schmunzelt verschmitzt.

Wer den Reichtum an schwedischen Spezialitäten entdecken möchte, kommt an Östermalms Saluhall nicht vorbei. Als sei sie mit dem strahlenden Rot ihrer Ziegelsteinfassade einer Geschichte Astrid Lindgrens entsprungen, steht die Markthalle an der Straßenecke voraus. Seit den 1880er-Jahren lässt man sich hier vom unvergleichlichen Charme antiker Stände bezirzen. Das atemberaubende Angebot reicht von Obst und Gemüse über exotische Früchte bis hin zu allen Facetten fangfrischen Fischs, Elchfleisch, Rentiersalami, Gourmetwaren sowie Cafés. 

Ein absolutes Muss: ein Bootsausflug in die Schären

Stockholm wird von einem Meerbusen umschlossen. Das Stadtbild ist geprägt von Buchten, Landzungen und unzähligen Inseln, den Schären. 24 000 davon soll es hier im Umfeld geben. Wir fragen uns, wer sie wohl nachgezählt haben mag. An Bord eines der zahlreichen Hop-on-hop-off-Boote gönnen wir unseren Beinen eine Verschnaufpause. Pendelboote und Fähren eignen sich perfekt als Transportmittel, um staufrei von Insel zu Insel zu hüpfen. Einheimische und Touristen schätzen sie gleichermaßen. Daniela zeigt auf einen in die Jahre gekommenen Dreimaster, der am Kai vor Anker liegt: »Dort, schaut, die Af Chapman. Darauf befindet sich die bestimmt schönste Jugendherberge Stockholms mit einem einzigartigen Blick auf die Altstadt. An sonnigen, warmen Tagen genießt man dort im Restaurant die besten Caipirinhas der nördlichen Hemisphäre.« Wir beschließen, diese Aussage am nächsten Tag zu verifizieren.

Naturverbundene Skandinavier

Überall in der Stadt finden sich auffallend viele Parks, die mit ihren Grünflächen einladen, bei einer Rast neue Kräfte zu sammeln oder beim Joggen überflüssige abzubauen. »Das beliebteste Naherholungsgebiet liegt im Osten der Stadt«, kündet Daniela die nächste Station an. »Skansen ist das älteste Freilichtmuseum der Welt. Hier stehen Gebäude und Höfe aus ganz Schweden und entführen die Besucher auf eine Reise durch die Geschichte. Man begegnet Menschen in Originaltracht, die alte, traditionelle Handwerke aufleben lassen und Interessierten mit Freuden Auskunft geben.«

 

Zu Wasser und zu Lande haben wir Stockholm nun schon erlebt. Was noch fehlt, ist der Blick aus der Luft. Ein Lift bringt uns auf den 155 Meter hohen Kaknästornet, den Fernsehturm mit Restaurant, Skybar, Café und betörender Aussicht. Der Weg zurück führt uns am Restaurant Wärdshuset Ulla Winbladh vorbei. »Hier haben wir für heute Abend reserviert«, verkündet Daniela mit sichtlicher Vorfreude. »Wir werden uns von klassischer schwedischer Küche in historischem Ambiente verwöhnen lassen.« Das klingt verlockend. Die Tour hat unserer Kondition einiges abverlangt. Aber wir möchten keinen Schritt missen. Im Gegenteil: Bevor wir ins Hotel zurückkehren, reicht die Kraft noch, um ein bisschen auf den Strandvägen zu flanieren. »Bis heute Abend«, verabschiedet sich Daniela. Wir winken ihr nach und verlieren sie in den vielen Menschen bald aus den Augen. Ein großer Teil des Stockholmer Lebens spiele sich draußen ab, hat sie uns noch erzählt. Beweise dafür finden sich überall in Form von warmen Felldecken auf bequemen Stühlen vor den Lokalen und Wärmestrahlern. Eineinhalb Stunden noch, dann werden wir abgeholt. Wir schlendern zurück ins Hotel, werfen noch einmal einen begeisterten Blick über das Venedig von Skandinavien und begreifen, weshalb sich Daniela hier so schnell zu Hause fühlte.


Fotos: Kurt Pfister