Das Kalenderblatt zeigt Montag, den 17. August 1931. Leo Henzirohs führt Elisabeth Studer zum Standesamt, wo die beiden heiraten. Doch damit nicht genug. Der 29-jährige Bräutigam lässt am selben Tag seine Einzelfirma ins Handelsregister eintragen und macht somit seinen Hochzeitstag gleichzeitig zum Gründungstag von JURA. 

Was vor 90 Jahren als Einmannbetrieb begann, wuchs zu einem internationalen, in rund 50 Ländern tätigen Unternehmen. JURA erstarkte zu einem Global Player und ist heute Innovationsleader bei Kaffeespezialitäten-Vollautomaten. 

Keine Zukunft ohne Vergangenheit. Die Geschichte prägt uns und formt unsere Werte. Sie macht verständlich, wofür wir heute stehen. CoffeeBreak nutzt die Gelegenheit, der Firmen-DNA von JURA auf die Spur zu kommen und tut dies mit jenem Mann, der die Geschicke des Unternehmens die letzten drei Jahrzehnte geleitet hat, »Mister JURA«, Emanuel Probst.

CoffeeBreak: Zunächst herzlichen Glückwunsch zu gleich zwei denkwürdigen Anlässen, zu 90 Jahren JURA und deinem 30-jährigen Firmenjubiläum, das du am 1. Juli feiern konntest. JURA steht heute für Vollautomaten, für Kaffeegenuss aus der frischen Bohne, auf Knopfdruck »frisch gemahlen, nicht gekapselt«. In einer Zeit, in der das Thema Nachhaltigkeit immer stärker in den Fokus rückt, scheint dies ein entscheidender Erfolgsfaktor zu sein. Weshalb spielt Nachhaltigkeit für JURA eine so zentrale Rolle?

Emanuel Probst: Das war schon immer so und lässt sich leicht historisch begründen, wenn man zurückgeht in die Kriegs- und Nachkriegszeit, in die 1930er- bis 1950er-Jahre. Damals war damals Material eine knappe Ressource, mit der man sparsam umgehen musste. 1955 brachte JURA das erste Dampfbügeleisen Kontinentaleuropas auf den Markt. Bei diesem wurde besonders auf eine sehr lange Lebensdauer geachtet. Man machte es servicierbar und konstruierte es so, dass man die Teile, die verkalken und verschlammen, im Service demontieren, entkalken, aufarbeiten und nachher wieder zusammensetzen konnte. Danach hatte man quasi ein neuwertiges Produkt. Dieser sparsame Umgang mit wertvollen Ressourcen war immer unser Wegbegleiter und ist es bis jetzt geblieben. Heute gilt Verschwendung für viele Menschen als komplett unsinnig. Da bin ich genau gleicher Meinung. Deshalb achten wir schon bei der Entwicklung unserer Vollautomaten stets darauf, sie möglichst langlebig zu gestalten. Kürzlich wurde in einer niederländischen Studie die Lebensdauer aller auf dem Markt erhältlichen Vollautomaten untersucht. Mit neun Jahren durchschnittlicher Nutzungsdauer lagen JURA-Vollautomaten drei Jahre über dem Marktdurchschnitt. Das zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind und spornt uns an.

CoffeeBreak: JURA war und ist nicht nur eine betont nachhaltige Firma, JURA steht seit jeher auch für Innovationen – sei es bei Produkten, im Vertrieb oder im Service. Warum ist es so wichtig, immer wieder neue Produkte und Dienstleistungen auf den Markt zu bringen?

Emanuel Probst: Ganz am Anfang steht immer das Produkt. Es ist der Kern. Was führt uns dazu, etwas zu kaufen? Die Antwort ist einfach: Es muss ein ganz tolles Produkt sein, das uns begeistert. Ein Beispiel dafür ist die Lancierung des ersten Dampfbügeleisens 1955. Sie legte den Grundstein für den wirtschaftlichen Erfolg in den 1950er-, 1960er- und 1970er-Jahren. Dann die IMPRESSA 500 im Jahre 1994. Sie stellte für uns einen großen Meilenstein dar. Immer dann, wenn wir neue, innovative Produkte lancierten, führte dies zu einem Wachstumsschub in der Firma. Die kompakte E50 zum Beispiel, die Z5 als erster Vollautomat mit One-Touch-Cappuccino, oder die F90, die erste Maschine mit Internet-Verbindung, waren solche Wachstumstreiber. Und heute setzt die Z10 neue Maßstäbe mit hot & cold Kaffeespezialitäten. 

CoffeeBreak: Wenn man diese Meilensteine auf einem Zeitstrahl betrachtet, fällt auf, wie die Abstände zwischen den Lancierungen immer näher zusammenrücken. Die Innovationskadenz wurde in den letzten Jahren kontinuierlich gesteigert. Was tut JURA, um fit für die Zukunft zu bleiben, immer schneller immer mehr innovieren zu können, und woher stammt die Inspiration für neue Produkte?

Emanuel Probst: Der Fokus liegt nicht in erster Linie darauf, immer schneller zu sein. Aber wenn man sich ganz intensiv mit einem Thema befasst, wenn man fokussiert ist, wenn man immer tiefer geht, führt das automatisch zu einer steigenden Zahl an Ideen und Produktverbesserungen. Man entdeckt immer mehr, wie man einen noch besseren Kaffee kreieren und wie man die Bedienerführung noch einfacher machen kann. Darum geht es ja letztendlich. Und natürlich beschäftigen wir uns immer mit dem Design und damit, wie man unsere Designphilosophie konsequent weiterentwickeln kann. Im nächsten Schritt ist es entscheidend, diese Zyklen zu verkürzen; dafür zu sorgen, dass man all die Innovation, die man auf den Markt bringen will, in noch kürzerer Zeit realisieren kann. Aus diesem Grund bauen wir momentan den JURA Campus, der unsere Laborkapazität mehr als verdreifachen wird. Doch nicht nur das, es geht auch darum, Prozessinnovation zu machen, sprich: Automatisierung, Telemetriedaten verfügbar machen, und es geht auch um Arbeitsplatzinnovation. All diese Themen werden wir mit dem JURA Campus realisieren.

CoffeeBreak: Den Blick in die Zukunft bezeichnest du gerne als »Wolkenschieberei«. Trotzdem sei die Frage gestattet: In welche Richtung soll sich JURA künftig weiterentwickeln?

Emanuel Probst: Ich halte nichts von Langfristplänen. Aber wenn man in die Zukunft schaut, so geht es eigentlich immer um das gleiche Thema: Es geht immer darum, noch bessere Qualität in noch kürzerer Zeit zu realisieren. Darum drehen sich all unsere Anstrengungen und Innovationen. Ziel ist es, die Qualität zu steigern und gleichzeitig die cost of doing business zu reduzieren. Das ist das ökonomische Ziel, das uns immer wieder begleitet.

CoffeeBreak: Herzlichen Dank für das Gespräch, weiterhin alles Gute, viel Erfolg und viel von diesem ansteckenden Feuer der Begeisterung, das du ins Unternehmen bringst!