Design als universelle, nonverbale Sprache
Die klare Strukturiertheit des Denkens hallt nach in der Formgebung. Der Designer beschreibt es so: »JURA macht Stil, nicht Mode. Die Produkte sind auf Dauerhaftigkeit ausgelegt. Die Gestaltung der S8 basiert darauf, dass ihre Gliederung, dass jede Fläche und jedes Detail gelesen und verstanden werden kann. Design ist eine universelle, nonverbale Sprache. Zwei Beispiele: Der Cappuccinoauslauf kommt als massiver Monoblock daher, der selbstbewusst sagt: ›Ich kann was!‹ … und das auch beweist. Oder der schwere, großzügige Deckel auf dem Bohnenbehälter verfügt über die Charakteristik einer massiven Tresortür, die das Aroma der Kaffeebohnen schützt und einschließt.« Seine blumige Sprache und die plastischen Bilder, die er damit zu formen versteht, erklären die Beliebtheit, die er als Dozent bei den Studierenden an der Basler Hochschule für Gestaltung und Kunst genießt.
Von der Idee zum fertigen Produkt
Dass der Weg zur fertigen Form der S8 durchaus auch mit Steinen gepflastert war, illustriert Gebhardt an einem zentralen Element, das ihn viel Kopfzerbrechen und schlaflose Nächte kostete: »Eine der schwierigsten Aufgaben bestand in der Integration des Interfaces. Wie verbindet man die gerade Fläche eines Touch-Displays mit der kraftvoll gespannten, muskulösen Brust der Maschinenfront? Da geht es um Bruchteile von Millimetern, die darüber entscheiden, ob die Wölbung straff oder schlaff erscheint. Viele 3-D-Drucke waren notwendig, um die ideale Lösung zu finden. Letztendlich ist Design ein iterativer Prozess, an dessen Ende im Idealfall ein Produkt mit Wow-Effekt steht.« In diesem Kontext lobt Gebhardt das hervorragende Teamwork mit den verantwortlichen Stellen bei JURA. »Geschäftsleitung, Entwicklung und Marketing sind stets gewillt, die Grenzen des Machbaren auszuloten, um ein optimales Ergebnis zu erzielen.« Was im Entwicklungsprozess hilft, ist die langjährige Zusammenarbeit. Seit Lutz Gebhardt erstmals an einem Projekt für JURA arbeitete, lautet das gemeinsame Ziel, nicht nur schöne Produkte, sondern substanzielle Werte zu schaffen.
Ob er das Gefühl beschreiben kann, wenn er irgendwo auf der Welt JURA-Vollautomaten begegnet, deren Charakter er geformt hat? »Extreme Freude!«, kommt’s zurück wie ein Return Winner von Roger Federer. »Als es mich vor zwei Jahren auf meiner Schwedenreise eines Abends in eine Studentenbar verschlug und ich dort zwei XJ-Modelle auf dem Tresen stehen sah, hätte ich vor lauter Stolz am liebsten den ganzen Abend einen Kaffee nach dem anderen getrunken. Es war einfach nur schön.« Die kleine Geschichte illustriert Lutz Gebhardts Auffassung von der Bestimmung eines Designers vortrefflich. »Design soll die Welt genussvoller machen, einfacher, praktischer und komfortabler. Und weil das Verständnis von Genuss individuell ist, erschließt sich einem ein unerschöpfliches Tätigkeitsfeld.« Dem Begriff Genießen hafte, je nach Sprachregion, zuweilen leider etwas Dekadentes, Abwertendes an, ergänzt er. Deshalb bevorzuge er den englischen Begriff delightfulness. »Exakt das ist es, was die neue S8 ins Leben von Kaffeeliebhabern bringen soll: Köstlichkeit in allen Belangen.«
Fotos: Remo Buess