Önologisch vom Feinsten verwöhnt, lassen wir uns von Joe und Lorenzo die Stadt, welche unter uns liegt, ihre Quartiere und ihre Sehenswürdigkeiten erklären. Als die Flasche leer ist, blicken sich die beiden mit verschwörerischer Miene an. »Wie ist es um eure Höhenangst beschieden?«, fragt Lorenzo neckisch. Wir schlucken leer. Kurz darauf finden wir uns auf der Aussichtsplattform mit gläsernem Boden wieder. Wenngleich rational kein Grund dagegen spricht, die massiven Glaselemente zu betreten, befeuern doch die 442 Meter Nichts, die zwischen uns und dem sicheren Boden liegen, die Adrenalinproduktion mächtig. Zögerlich wagen wir einen vorsichtigen Schritt. Beim Blick nach unten lässt uns das mulmige Gefühl, als flögen wir, als stünden wir schwebend über dem Abgrund, erschauern.
Krönender Abschluss des Tages: ein exquisites kanadisches Dinner
»Jetzt habt ihr euch ein fantastisches Abendessen verdient«, sind sich unsere Gastgeber einig. Sie fahren uns quer durch die City zum Casa Loma, einem legendären, in den 1910er-Jahren im mittelalterlichen Stil erbauten Schloss. »In seiner bewegten Geschichte war es schon das Zuhause seines Bauherren, Sir Henry Pellatt. Während der wilden Zwanziger traf sich hier die Gesellschaft zu rauschenden Festen, begleitet vom Big-Band-Sound des Casa Loma Orchestra. Ein New Yorker Syndikat wollte es kaufen und zum Hotel umfunktionieren, aber der Deal platzte. In der Folge mauserte es sich zu einer Touristenattraktion. Seit 2014 ist es ein Schmelztiegel für kulturelle Veranstaltungen unterschiedlichster Couleur.« Danke für die Zeitreise, Joe. »Und«, bemerkt Lorenzo, »das Casa Loma ist eine der ersten Adressen in punkto Kulinarik für ganz spezielle Anlässe.« Genau dies stellen Küche und Keller des unlängst im Schloss eröffneten »BlueBlood Steakhouse«jetzt aufs Eindrücklichste unter Beweis. Das Ambiente, die Raffinesse der Gerichte, der Service – alles nur vom Feinsten. Wir schwelgen – ein absolutes Gedicht!
Bevor uns die Di Donatos wieder ins Hotel bringen, entführen sie uns noch in den historischen Distillery District. Im 19. Jahrhundert Heimat vieler Whiskey-Destillerien, säumen heute unzählige Bars, Restaurants und Boutiquen die Straßen dieses hippen Quartiers. Zum Soundtrack von Straßenmusikern schleppen wir uns erschöpft, aber glücklich durch die Gassen, staunen, genießen und lassen den Tag mit einen Feierabend-Espresso ausklingen.
Weinberge und Wassermassen
»Immer noch wie gerädert?«, fragt Joe grinsend, als er und sein Bruder uns am kommenden Morgen im Hotel abholen. Wir schieben die Schuld für unseren übernächtigten Gesichtsausdruck dem Jetlag in die Schuhe. »Keine Angst«, beruhigt er, »heute ist Relaxen angesagt.« Sie fahren uns um das »Goldene Hufeisen« nach Niagara-on-the-Lake, einem schmucken Städtchen am Ufer des Lake Ontario gelegen, wo der Niagara River in den See mündet. 27 Weingüter sind hier beheimatet, exzellente Restaurants und einladende Geschäfte. Man könnte bequem den ganzen Tag damit verbringen, durch die historischen Gassen zu flanieren, durch die Weinberge zu lustwandeln oder sich in den Gaststätten zu stärken.